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Getrennt!

Mir fällt es schwer, diese meine Gefühle in Worte zu fassen. Wir sind nun also offiziell seit 3 Tagen getrennt. Die Entscheidung den Job hier auf der Forschungsstation anzunehmen erweist sich am Ende als tragischer Entschluss. Ich weiß noch, wie wir darüber gesprochen haben, was es für uns bedeutet, wenn ich dieses 12-Monats-Projekt angehe, und ich dachte, wir waren beide der Meinung, dass es zwar schwer werden würde, dass wir aber diese Periode überstehen würden. Finanziell gab es dazu ja gar keine Alternative.

Was also ist geschehen? Bei dir? Bei mir? - Ich bin einfach nur traurig. Hier in Burundi passiert nicht viel. Wir pendeln zwischen mittelklassigem Hotel und Forschungsstation. Das Essen ist ok aber eintönig, und wir sind kaum mit anderen Personen in Kontakt. Es sind Tage, die einfach so dahinplätschern, zumal wir bisher immer noch nicht auch nur einen einzigen Erfolg verbuchen konnen. Am Ende wird dieses Abenteuer für mich nicht nur privat sondern auch beruflich in einem totalen Misserfolg enden. Das tut weh!

Ich habe angefangen, die Tage rückwärts zu zählen, bis ich wieder nach Hause komme. Ich glaube, das kann ich mir jetzt sparen, denn wohin komme ich dann noch?! - Du sagst die Einsamkeit und der tägliche Kampf, nicht nur für dich sondern auch für meine Belange, sei dir am Ende zuviel geworden. Ich kann mir gut vorstellen, dass du es nicht leicht hast. Nie aber hätte ich zu glauben vermocht, dass das unsere Beziehung zerstören kann.

Wir haben geskypt, wir haben uns geschrieben, wir haben telefoniert. Nie hast du gesagt, dass unsere Beziehung auf der Kippe stehen könnte. Klar warst du manchmal traurig,  und du hast auch von deinen alltäglichen Problemen erzählt, aber tatsächlich klangen sie für mich seltsam wohltuend nach 'zuhause'. Ich habe alles vom ersten Tag an vermisst: Dich, unser Zuhause, die Dinge, die um uns herum waren, der Bäcker, die Eisdiele, der Supermarkt, der Krach in den Straßen, die blöden Briefe vom Vermieter, … alles das klingt hier wohlvertraut und nach 'zuhause'.

Du sagst, du hast den Mietvertrag schon gekündigt. Heißt im Prinzip: dass wenn ich nach Hause komme, gibt es gar kein Zuhause mehr für mich. Klar kann ich zu meinen Eltern gehen, oder vielleicht auch zu meinem Bruder, aber eigentlich hätte ich das gerne mitentschieden! Es ist zwar deine Wohnung, aber vielleicht hätte ich sie ja übernehmen wollen. Und zu hören, dass meine Sachen zwischengelagert werden in irgendeinem Raum, den ich nicht mal kenne, finde ich absolut nicht fair.

Fair war es, dass du es mir persönlich gesagt hast am Telefon und nicht einfach nur eine Email geschickt hast oder eine SMS. Auch wenn das Telefonat denkbar kurz war. Ich war zu geschockt und du zu emotional mitgenommen. Ich frage mich, ober ob wir noch einmal sprechen sollten, jetzt, nachdem ein paar Tage ins Land gegangen sind.

Vielleicht sehen die Dinge ja heute, bei Licht betrachtet, doch ein bisschen anders aus?! - Aber ich respektiere natürlich deinen Wunsch erstmal keinen Kontakt für eine Weile haben zu wollen. Alles was ich sagen kann ist: ich kann seitdem schlecht schlafen. Irgendwie Träume ich immer wieder davon. Es lässt mich einfach nicht los. Ich frage mich, ob alles anders gekommen wäre, wenn ich geblieben wäre.

Weißt du eigentlich, dass wir im nächsten Monat 7 Jahre zusammen gewesen wären? - Mir kommt die Zeit wie im Fluge vergangen vor. Und in der Rückschau, finde ich, hatten wir bei weitem überwiegend eine wunderschöne Zeit. Es ist so, so schade, dass sie offensichtlich jetzt und auf diese Weise endet. Ich bin unsagbar traurig! Und da ich deine neue Adresse nicht habe und du an dein Telefon wohl offensichtlich nicht gehst, kann ich das hier nur noch als Email schreiben und hoffen, dass dich diese überhaupt erreicht.

Was kann ich also übrhaupt noch sagen? - Hab' ein wunderschönes Leben. Danke für die schöne Zeit. Und denk mal an mich in einem  schönen Moment. Herzlichst P.

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